Matt Cutts von Google hat am Mittwoch etwas überraschend ein neues Webmaster Tool angekündigt, das es erlaubt eingehende Links durch Google entwerten zu lassen. Mit diesem Link können bei Google eingeloggte Webmaster den gewünschten Antrag an Google stellen.
Das neue Tool bietet auf den ersten Blick sowohl Vor- als auch Nachteile:
- Link Altlasten können ohne großen Aufwand entsorgt werden
- Der Umgang erfordert Erfahrung, SEO Anfänger sollten die Finger davon lassen
Matt Cutts erläutert im folgenden Video die Hintergründe für die Implementierung dieser neuen Funktion:
Cutts empfiehlt zuerst die fraglichen Webmaster, von deren Seiten die Spam Links kommen anzuschreiben und sie zu ersuchen die Links zu entfernen. Da dies nicht immer zum Erfolg führt, stellt Google nun ein Werkzeug zur Verfügung um selbst tätig zu werden. Er weist mehrmals nachdrücklich darauf hin, dass ein Großteil der Webmaster diese Funktion gar nicht benötigen. Googles Meinung nach sollte es ausschließlich von erfahrenen Webmaster bzw. SEO Experten eingesetzt werden.
Sicherheit geht vor
Alex Graves vom SEO Team rund um David Naylor hat das neue Angebot von Google an die Webmaster bereits in der Betaphase getestet und folgendes festgestellt.
Graves sieht das Linkentwertungs-Tool grundsätzlich positiv, denn es gibt seiner Meinung nach den Webmastern volle Kontrolle über das Linkprofil der eigenen Webseite. Da ein Webmaster- oder Owner-Status Voraussetzung für die Verwendung sind, besteht seiner Ansicht nach wenig Chance auf eine mißbräuchliche Verwendung, die wiederum verheerende Auswirkung auf das Ranking hätte.
Vorsicht
Graves führt an, dass auch Matt Cutts in seinem Video nachdrücklich darauf hinweist, wie stark dieses Tool Suchergebnisse beeinflussen könnte, wenn es nicht richtig angewendet wird. Würde man irrtümlich eine Datei hochladen, die sämtliche eingehenden Links zur eigenen Webseite enthält, dürfe man sich dann nicht wundern, wenn die Homepage in den Rankings abstürzen würde.
Der erste Test
Das Tool ist einfach zu handhaben, solange man lediglich einzelne Links entwerten möchte. So wurde im Test die Entwertung von Links beantragt und der Nachweis erbracht, dass eine Kontaktaufnahme mit den fraglichen Webmastern ergebnislos geblieben war.
Der Effekt in den Suchergebnissen trat nicht sofort, aber doch bereits nach wenigen Tagen ein.
Freibrief für Linkkäufer?
Wohl kaum, Google wird die eingehenden Meldungen sicher genau beobachten und seine Schlüsse ziehen. Schließlich eignen sich diese hervorragend um Spamseiten und Spamer zu identifizieren. Taucht man als Webmaster erstmal auf dem Radar von Google auf, wird es schwierig sein „Image“ wieder zu korrigieren.
Ist es vielleicht auch nur eine weitere Falle von Google?
Michael beschreibt es in seinem Artikel bei websitestartup.de sehr treffend:
Ein anderer Gedanke ist der Folgende. Immer mehr Gerüchte weisen daraufhin, dass Google Fallen stellt, um manuellen Linkaufbau zu entlarven. Mit dem neuen Tool könnte Google noch besser Daten sammeln und auswerten. Denn wir alle wissen das Google bei Daten sammeln inzwischen Perfektionsstatus erreicht hat.
Wieder ein Beispiel: Nehmen wir wieder einen Webmaster der sein Link Profil mit ein paar hübschen, gekauften Backlinks aufbessern möchte. Er kauft die Links und guckt was passiert. Google bemerkt die neuen Links im Profil und schickt willkürlich eine E-Mail, dass unnatürliche Links im Profil aufgetaucht sind. Was macht der Webmaster? Er nutzt das Disavow Link Tool und entfernt die gekauften Links wieder, in der Hoffnung nicht abgestraft zu werden.
Welche Links ins Linkprofil dazu gekommen sind und welche der Webmaster entfernen möchte, wird von Google natürlich haarklein ausgewertet. So können mögliche Betrüger schnell entlarvt werden. Könnte das Disavow Link Tool also eine Falle sein um manuellen Linkaufbau besser zu erkennen und dann zu bestrafen?
Eine weitere Frage, die man sich hier stellen muss: Was ist, wenn eine Seite ständig von unterschiedlichen Webmastern “angekreidet” wird? Wird die Authorität dieser Seite dann abgewertet in Zukunft?
Fazit
Googles neues Webmaster Tool bietet eine gute Möglichkeit unerwünschte Links entwerten zulassen und scheint in der Handhabung praktikabel zu sein.
Link Analyse Tools könnten von der Neueinführung unbeabsichtigt profitieren, schließlich sollte man seine Bad Links vorher kennen, bevor man sie durch Google entwerten lässt. Hat man als Webmaster erst mal einen Blauen Brief von Google erhalten, die auf minderwertige Links hinweist, dann kann man nun seine „Fehler“ rasch korrigieren, ohne einen Penalty zu riskieren.
Grundsätzlich stellt sich jedoch die Frage, wie Google die Masse an eingehenden Meldungen überprüfen will. Es ist kaum vorstellbar, dass die Meldungen einzeln per Hand geprüft bzw. kritiklos en bloc entwertet werden.
Hier heißt es wohl abwarten, wie sich das Tool etabliert und Google mit seinem neuen Werkzeug umgehen wird.
War ganz ehrlich auch höchste Zeit, dass Google da endlich etwas wirklich brauchbares liefert? Immerhin gehts jetzt endilch, besser spät als nie…